Lavendel

Lavendel - das Multitalent

Lavendelöl erfreut sich aufgrund seines breiten Anwendungsspektrums großer Beliebtheit. Egal ob zur Versorgung kleiner Verbrennungen oder Insektenstichen, als wohltuendes Brustbalsam bei Erkältungen, oder als Einschlafhilfe, Lavendelöl gehört in jede Hausapotheke.

Herkunft

Lavendel wurde schon von unseren Vorfahren sehr geschätzt. So setzten die alten Ägypter Lavendel als Räucherkraut und zum Einbalsamieren von Mumien ein. Die alten Griechen und Römer nutzten Lavendel für wohlduftende Bäder. Aus dieser Zeit hat Lavendel auch seinen Namen, er stammt nämlich vom lateinischen Verb „lavare“, was „waschen“ bedeutet. Durch Wandermönche schaffte Lavendel im Mittelalter den Weg über die Alpen nach Nordeuropa. Die Heilige und Wissenschaftlerin Hildegard von Bingen beschrieb damals schon die Wirkung der Pflanze. Von da an erfreute sich Lavendel insbesondere bei Medizinern immer größerer Beliebtheit. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als die Pest durch die Lande fegte, war Lavendel einer der Bestandteile des Pestessigs, einer Duftmischung, die vor der Pest schützen sollte. Im letzten Jahrhundert erhielt Lavendel Einzug in die Parfümindustrie und ist seitdem als Duftstoff nicht mehr wegzudenken.

Pflanzenarten und Deklarationen

Lavendel gehört zur Familie der Lippenblütler. Die Pflanze kommt in verschiedenen Arten und Sorten vor, von denen wir die verbreitetsten hier kurz beschreiben. Echter Lavendel (Lavandula angustifolia bzw. Lavandula vera), auch als Lavendel fein bekannt, ist aufgrund seiner Wirkung in der Aromatherapie meist erste Wahl. Der in Teilen der Provence ab 800 m Höhenlage wachsende Berglavendel wird als Lavendel extra bezeichnet. Die Pflanze erreicht eine Höhe von rund 60 cm und erblüht je nach Sorten in blauen, violetten, rosa oder auch weißen Blüten. Schopflavendel (Lavandula stoechas) findet sich oft auf heimischen Balkonen wieder. Die 20–40 cm hohen Sträucher mit ihren lilarosa oder weißen Blüten sind nicht winterhart. Speiklavendel (Lavandula latifolia) ist mit einer Höhe bis zu 1 m deutlich höher als die anderen Sorten und hat auch eine höhere Ölausbeute. Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle auch Lavandin (Lavandula x intermedia), eine Kreuzung aus Echtem Lavendel und Speiklavendel. Diese hybride Sorte ist als Nutzpflanze weit verbreitet, da sie sehr ertragsreich ist. Wie Ihr seht, ist Lavendel nicht gleich Lavendel. Auch in der Wirkung und Anwendung gibt es Unterschiede, die wir später beleuchten.

Anbaugebiete und Gewinnung

Keine andere Region steht wohl so symbolisch für Lavendel wie die Provence. Das ans Mittelmeer angrenzende Gebiet in Südfrankreich bietet optimale Anbaubedingungen. In Höhenlagen von 600 bis 1500 m wächst hier der Echte Lavendel, in den niedrigeren Lagen Speiklavendel und Lavandin. Letztere sind deutlich ertragsreicher, was den Anbau aus wirtschaftlicher Sicht interessanter macht. Anfang dieses Jahrtausends hatte die Region allerdings mit Schädlingsbefall und ungünstigen Wetterkonditionen zu kämpfen. In der Folge halbierte sich die Anbaufläche und andere Anbauregionen konnten an Bedeutung gewinnen. Bulgarien konnte so Frankreich als größten Produzenten ablösen. Aber auch andere osteuropäische Länder und China konnten aufholen. Nichtsdestotrotz gilt französischer Lavendel noch immer für höchste Qualität. Um dieses Qualitätsimage zu stärken wurde eine geschützte Ursprungsbezeichnung (AOC) ausgerufen. Diese erfüllt nur Lavendel, der in Höhen ab 800 m in der Haute Provence angebaut wurde.

Die Blütezeit von Lavendel erstreckt sich von Mai bis August je nach klimatischen Bedingungen und Lavendelsorte. Schopflavendel macht Ende Mai den Anfang, gefolgt vom Echten Lavendel und Speiklavendel im Juni. Im Anschluss an die Ernte wird durch Wasserdampfdestillation der frischen Blüten und Rispen das wertvolle Öl gewonnen. Für 1 kg Echtes Lavendelöl werden 120 kg Pflanzenmaterial benötigt, für Lavandin etwa ¼ davon.

Inhaltsstoffe

In den Blüten des Lavendels befinden sich viele wirksame Inhaltsstoffe. Die Hauptkomponenten sind je nach Lavendelart Linalylacetat und Linalool (bei Echtem Lavendel sind dies rund 35-45 % bzw. 30-40 %) sowie weitere Monoterpene. Speiklavendel und Lavandin verfügen zudem über einen wesentlichen Anteil an Kampfer bzw. Campher und Cineol.

Linalylacetat sorgt für den typischen Duft von Lavendel und hat somit auch einen starken Einfluss auf unsere Sinnesorgane. Linalool kommt in vielen Pflanzen vor und ist mit seinem blumigen Duft auch oft in Kosmetik- oder Reinigungsprodukten zu finden. Es hat zudem eine antiseptische und entzündungshemmende Wirkung. Kampfer und Cineol wirken krampf- und schleimlösend, weshalb sie gerne bei Erkältungs- und Atemwegserkrankungen zum Einsatz kommen.

Wirkung

Wie eingangs erwähnt verfügt Lavendelöl über ein sehr breites Wirkungsspektrum. Insbesondere seine ausgleichende Wirkung auf die menschliche Psyche sei hier erwähnt. So wirkt Lavendelöl in Stressphasen beruhigend und entspannend, bei Abgeschlagenheit dagegen anregend. Im Folgenden sind die gängigsten Wirkungsweisen aufgeführt:

Wirkung auf den Körper

  • antibakteriell, antiviral, antimykotisch (z. B. bei Haut- oder Nagelpilz), insbesondere Speiklavendel
  • fiebersenkend und immunstimulierend, insbesondere Echter Lavendel
  • entzündungshemmend und auswurffördernd, insbesondere Schopf- und Speiklavendel
  • blutdruckregulierend und durchblutungsfördernd
  • schleimlösend, insbesondere Schopflavendel
  • zellregenerierend und wundheilend, insbesondere Schopflavendel

Wirkung auf die Psyche

  • entspannend und schlaffördernd
  • bei Stress ausgleichend, beruhigend und angstlösend, insbesondere Echter Lavendel
  • bei Abgeschlagenheit anregend, belebend und konzentrationsfördernd, insbesondere Speiklavendel

Ausgewählte Anwendungsmöglichkeiten

Lavendel ist insbesondere seine entspannende Wirkung bekannt. Nach einem stressigen Arbeitstag oder auch privaten Sorgen hilft Lavendel abzuschalten. Er besänftigt Eure Sorgen und hilft Euch, einen klaren Kopf zu bekommen. Hierfür helfen ein paar Tropfen Lavendelöl auf einem Duftstein- oder -vlies, z. B. auf dem Schreibtisch oder Nachtisch platziert, oder ebenso geeignet als Roll-on.

Mit seinen antimykotischen, pflegenden und wundheilenden Eigenschaften ist Lavendel auch in der Hautpflege beliebt. So kann Lavendelöl in der Behandlung von Pilzkrankheiten, Akne oder Ekzemen eingesetzt werden. Dies sollte jedoch am besten zuvor mit einem Arzt abgestimmt werden. Auch bei Insektenstichen, Verbrennungen oder kleinen Wunden kann man Lavendelöl als „erste Hilfe“ nutzen. Hier genügt ein Tropfen des Öls. Anders als die meisten anderen ätherischen Öle kann Lavendel punktuell pur angewendet werden.

Auch bei Erkältungskrankheiten oder Bronchitis kann Lavendelöl angewendet werden, z. B. in Form eines Brustbalsams aus Lavendel, Eukalyptus und Pfefferminze. Die oben beschriebenen fiebersenkende und schleimlösende Wirkung kann so den Krankheitsverlauf mildern.

Diverse Rezepte mit Lavendelöl findet Ihr hier

Kombination mit anderen Ölen

Lavendelöl gehört zu den Herznoten. Mit seinem blumigen Duft harmoniert es gut mit diversen Zitrusdüften wie Zitrone oder Orange. Aber auch Nadelbäume wie Fichte oder Zeder ergeben mit Lavendel eine frische, herbe Kombination.

Worauf Du achten solltest

Lavendelöl ist nicht gleich Lavendelöl. Wir haben versucht, Euch in diesem Artikel einige Unterschiede aufzuzeigen. Während dem Echten Lavendel von allen Lavendelarten meist die höchste Bedeutung zukommt, so haben doch die verwandten Arten durchaus ihre Daseinsberechtigung. Es gilt wie bei jedem Öl aber vor allem auch auf die Qualität zu achten, mehr dazu hier.